
Antikörper- und Chemotherapie – Start in eine zweite und letzte Runde
Dann war es soweit… Anfang des Jahres ging es los. Um genau zu sein war es der 07.01.2019.
Die Therapie startete mit den Antikörpern und am darauffolgenden Tag gab es anschließend den Chemo-Cocktail.
Das Foto entstand vier Tage nach der ersten Chemotherapie.
Die erste Antikörpertherapie
Ich kann mich noch gut an Tag 1 erinnern… Nach einer kurzen Besprechung des Therapieplans mit meiner Onkologin ging ich in den Therapieraum. Ich war sehr nervös und meine größte Sorge in diesem Moment war einfach nur, dass mein Port funktioniert und alles richtig mit meiner Vene verbunden war.
Im Therapiebereich wurde ich von einer wirklich lieben Arzthelferin empfangen. Sie stellte sich namentlich vor und begleitete mich zu meinem, bereits reservierten, Liegestuhl. Hier einmal ein großes Dankeschön für die wunderbare Betreuung von Frau Fassbender und ihrem Team. Ich habe schon viel Zeit in meinem Leben in Praxen und Kliniken verbracht. So tolle, empathische und hilfsbereite Menschen, wie in meiner onkologischen Praxis, habe ich noch nie erlebt.
Frau Fassbender kam mit einer kleinen Nierenschale gefüllt voller Utensilien zu mir und begann die Hautoberfläche über meinem Port zu desinfizieren. Einmal tief eingeatmet, merkte ich ein kleines piksen und zack saß der Zugang zum Port und wurde bereits mit einer Kochsalzlösung gespült. Das ging alles so schnell, dass ich zum Glück kaum darüber nachdenken konnte, was wäre, wenn er nicht richtig sitzen würde.
Nach dem Punktieren des Ports wurde ich noch kurz darüber aufgeklärt, dass ich bei jeder kleinen Veränderung, die ich im Körper vernehmen würde, direkt Bescheid geben solle. Es kann wohl schon mal vorkommen, dass man allergisch reagiert und dann wird man direkt mit Kortison & Co. versorgt oder die Therapie erstmal für einen kurzen Moment gestoppt. Von dem Kortison bekam ich bereits etwas vor Beginn der Therapie. By the way: Das Kortison dämpft das Abwehrsystem und verhindert so Entzündungen und allergische Reaktionen.
Mein Freund, der mich am ersten Tag begleitete, wartete noch bei mir um zu sehen, dass alles gut anläuft und begab sich dann auch erst einmal wieder Heim.
Sechs Stunden später war ich endlich fertig und hatte alles soweit gut vertragen. Das einzige was ich spürte war eine unfassbare Müdigkeit. Ich wurde von einem Taxifahrer abgeholt und verbrachte den Nachmittag hauptsächlich mit schlafen. Was auch gut so war, denn die Aufregung vor der Chemotherapie am nächsten Tag wuchs mehr und mehr.
Die erste Chemotherapie
Um 7 Uhr klingelte mein Wecker.
Jetzt war es soweit. Ich war extrem angespannt. Mir gingen tausend Dinge aus meiner Vergangenheit durch den Kopf. Ich ließ Revue passieren, wie ich damals meine Haare verlor und was es doch rückblickend für eine schwere Zeit für mich gewesen war. Aber es half ja alles nichts. Augen zu und durch!
Das Taxi holte mich um 8:30 Uhr ab und brachte mich in die Praxis. Ich begab mich in den Therapie-Bereich, wo ich es mir auf einem Liegestuhl bequem machte. Kurze Zeit später kam schon Frau Fassbender zu mir und legte erneut einen Zugang zum Port. Ich kann nur noch einmal sagen, wie genial dieser Port ist. Kein ewiges Venen suchen und herum piksen mehr!
Bevor es mit der Chemo losging, bekam ich noch etwas Kortison und ein ziemlich starkes Mittel um der Übelkeit vorzubeugen. Eine sehr vorteilhafte Nebenwirkung dieses Mittelchens ist die Müdigkeit, welche ich auch relativ schnell merkte. Da ich aber viel zu aufgeregt war, schlief ich vorerst nicht ein.
Kurze Zeit später, nachdem die vorbeugenden Infusionen durchgelaufen waren, wurde die Chemotherapie, bestehend aus 4 Flaschen, aufgehangen und angestöpselt. Nun ging es los.
Die nächsten Stunden gestalteten sich aus einem Wechsel zwischen Einschlafen und Aufwachen. Die Müdigkeit war für mich eine dennoch sehr willkommene Nebenwirkung, denn so verging zumindest die Zeit. So ein Durchlauf kann nämlich schon mal gut und gerne 5 Stunden in Anspruch nehmen.
Als ich den ersten Therapieabschnitt (Antikörper- und Chemotherapie) endlich hinter mich gebracht hatte und von meinem Taxiunternehmen heimgefahren wurde, begab ich mich direkt ins Bett. Hier verbrachte ich den restlichen Nachmittag überwiegend schlafend.
Abends zwang ich mich aufzustehen und etwas zu Essen. Bisher hielt sich die Übelkeit zum Glück einigermaßen in Grenzen. Wenn ich an meine erste Behandlung 2012 zurückdenke, sah es damals ganz anders aus. Damals war die erste Nacht eine absolute Katastrophe. Neben Kopfschmerzen, die ich so stark nie wieder in meinem Leben verspürt hatte, verabschiedete sich mein kompletter Mageninhalt und gefühlt noch mehr in die Freiheit. Solche Nebenwirkungen verspürte ich bis zu dem Zeitpunkt nicht. Dies blieb allerdings nicht lange so.
Nachdem ich gegessen hatte und mich wieder zurück ins Bett begab, wurde mir schlagartig kalt. So kalt, dass mein Körper schon richtig zu zittern begann. Als ich dann Fieber maß, stellte sich die Ursache meines Kälteempfindens relativ schnell heraus. Ich hatte 39,8 Fieber. Die Aussage der Pflegekräfte, bei Fieber direkt die Notfallnummer der Praxis zu wählen, hallte in meinen Kopf wieder.
Mein Freund rief direkt bei dieser Nummer an und erreichte auch relativ schnell einen Arzt der Praxis im Bereitschaftsdienst. Dieser riet uns erst einmal dazu es mit Paracetamol und Wadenwickel zu versuchen.
Wadenwickel?!? Ein hoch auf Google!
Mal ehrlich. Wer von euch weiß wie man Wadenwickel richtig (ich nenne es mal) „praktiziert“? Ist man Ende der 80er-Jahre geboren und hat keine Kinder, verbindet man nur Paracetamol mit Fiebersenkung. So zumindest bei uns.
Also fing mein Freund an sich die Infos bei Google zu holen.
Für alle die nicht wissen, wie man Wadenwickel richtig anwendet, hier eine kleine Anleitung: Wadenwickel – So funktioniert es!
Zwei Wickel später hielt sich mein Fieber stur über 39 Grad und ich packte bereits in meinem Kopf meine Tasche fürs Krankenhaus. Hohes Fieber ist nämlich während einer Chemotherapie mit großer Vorsicht zu behandeln.
Wir warteten den dritten Wickel ab und dieser zeigte endlich die gewünschte Wirkung. Meine Körpertemperatur begab sich langsam wieder in den Normalbereich und erschöpft schlief ich wieder ein.
Die kommenden Tage waren von einer leichten Übelkeit und Flauheit im Magen geprägt. Da ich allerdings durch meine Praxis mit Tabletten gegen jegliche Nebenwirkung gut versorgt war, verhalfen mir jene wunderbar gegen Übelkeit.
Vier Tage nach der Chemo ging es dann langsam wieder bergauf. Noch eine Woche und der erste Zyklus war geschafft.
Die Therapiezyklen setzten sich für mich nun folgendermaßen fort:
Alle zwei Wochen montags immer die Antikörper-, dienstags die Chemotherapie. Quasi 8 Zyklen über 4 Monate.
Die Geschichte zu meinem Rezidiv erfährst du hier: Das Rezidiv.

